VENEN

 
 

Krankheitsbilder Venen 

Häufigste venöse Erkrankungen sind Varizen (Krampfadern), primär verursacht durch unvollständig schliessende Venenklappen infolge angeborener Venenwandschwäche sowie Thrombosen infolge Blutgerinnsel (Thrombus).

 

 

 

 

Venen: Krampfadern

Venenklappen

Risikofaktoren venöser Thrombosen:
 

  • Genetische Disposition
    (erbliche Veranlagung)
  • Längere Immobilisation
    (lange Flug-/Zug-/Auto-Reisen, Bettlägerigkeit postoperativ, Gipsverband u.a.)
  • Blut-Gerinnungsstörung
  • Schwangerschaft
  • Verstärkter hormoneller Einfluss
    („Anti-Baby-Pille“, v.a. im Zusammenhang mit Rauchen, Schwangerschaft und Wochenbett, Hormonersatztherapie in den Wechseljahren)
  • Tumor-/Krebserkrankung
  • Übergewicht

 
Das Risiko einer venösen Erkrankung steigt mit zunehmendem Alter. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Als sekundäre Risikofaktoren gelten u.a. stehende Tätigkeit sowie ungünstige Kleidung.

Venöses Blutgerinnsel (Thrombus)

Häufige venöse Erkrankungen

 

 

Varikosis: Varizen, Krampfadern

 

Krampfadern sind krankhaft erweiterte Venen (Varikose, Varizen), die je nach Stadium zu Schwellungen in den Beinen, Hautveränderungen bis hin zu offenen Beinen führen können.


Die häufigste Form eines Krampfaderleidens ist die „primäre Varikose“ infolge angeborener Venenwandschwäche. Primäre Varizen entstehen durch eine venöse Stauung, durch Veränderungen der Venenwand und durch insuffizient schliessende Venenklappen im oberflächlichen Venensystem.

 

Zu den primären Varikosen gehören Stammvarikose (ca. 5-12mm im Durchmesser), Perforansvarikose, Seitenastvarikose, Retikuläre Varikose (Netzvarikose) sowie Besenreiser-Varikose.

 

Besenreiser sind oberflächliche, kleinste erweiterte Venen (ca. 0,1-2 mm. Durchmesser, rötlich/bläulich). Sie können ein erstes Anzeichen einer Venenerkrankung sein. Sofern keine weiteren Venenbeschwerden bestehen, sind Besenreiser meistens kosmetischer Natur. Es besteht die Möglichkeit, diese Gefässe mittels Schaum ambulant zu veröden (Sklerotherapie). 

 

Schwerwiegender ist eine „sekundäre Varikose“, welche als Komplikation einer tiefen Beinvenenthrombose auftreten kann: Das Blut im tiefen Venensystems wird infolge der Thrombose nicht mehr genügend abtransportiert. Daher kommt es zu einem Rückstau des Bluts in das oberflächliche Venensystem. Unter dem gesteigerten Druck dehnen sich die Gefässwände der oberflächlichen Venen aus, es entwickelt sich eine geschlängelt verlaufende und erweiterte Krampfader mit nicht mehr richtig schliessenden Venenklappen. Je nach Ausprägung kann ein Krampfaderleiden zu Schwellungen in den Beinen, Gefühl der schweren Beine, Schmerzen, Hautveränderungen bis hin zu offenen Beinen führen.

Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, damit der Entstehung von allfälligen Komplikationen / Spätfolgen vorgebeugt werden kann. Untersuchungen mittels nichtinvasiven Methoden wie Duplexsonographie und Doppler sowie Funktionstest wie die Venenverschluss-Plethysmographie (VVP) und Lichtreflexionsrheographie (LRR) können aufzeigen, ob eine konservative Therapie mit Kompressions-strümpfen und Allgemeinmassnahmen (u.a. spezielle Venengymnastik, Verhaltensregeln usw.) zur Entlastung des venösen Systems ausreicht oder ob eine Operation notwendig ist (chirurgische Venenentfernung: Venen-Stripping oder in ausgewählten Fällen Laserbehandlung).

 

Varikose

Varikose

 

Venöse Thrombosen/Thromboembolien:
Tiefe Becken-/Beinvenenthrombose,
Reisethrombose, Lungenembolien

Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) in einem intakten Blutgefäss, das eingeengt oder verschlossen wird und somit den Blutstrom behindert. Thrombosen bilden sich meist in den tiefen Beinvenen oder in den Beckenvenen, seltener in den Armvenen.

 

Dabei ist die am häufigsten vorkommende tiefe Beinvenenthrombose eine schwere Venenerkrankung, weil sie einerseits mit dem Risiko einer Lungenembolie einher geht (bis zu 50% der Fälle), welche nicht selten tödlich verlaufen kann. Andererseits kann sie zu Folgeleiden führen, dem „postthrombothischem Syndrom“. Eine Thrombose des tiefen Venensystems ist meist ein akutes Ereignis. 

 

Anzeichen einer tiefen Beinvenenthrombose sind Schwellungen des Unterschenkels oder des ganzen Beines mit Spannungsgefühl, Schmerzen und bläuliche („livide“) Verfärbung. Manchmal sind sogar oberflächliche Venenzeichnung sichtbar (Umgehungskreislauf).

 

Die Beckenvenenthrombose ist seltener, allerdings birgt sie ein höheres Lungenembolie-Risiko. Manchmal findet man ursächlich einen sog. Beckenvenensporn.

 

Als Reisethrombose bezeichnet man eine tiefe Becken-Beinvenenthrombose, welche in Folge Immobilisation – durch längere Flug-, Zug- oder Autoreisen (>4-5 Stunden) - entsteht. Es besteht auch hier die Gefahr einer Lungenembolie. Eine Reisethrombose kann sich bis zu 4 Wochen nach Beenden der Reise manifestieren.



Ein erhöhtes Thromboserisiko besteht bei Patienten mit vorbestehenden Venenleiden, eingeschränkter Bewegungsfähigkeit (lange Flug-, Zug- oder Autoreisen, Bettlägerigkeit; postoperativ, Gipsverband u.a.), bei Blut-Gerinnungsstörung, bei verstärktem hormonellem Einfluss („Anti-Baby-Pille“, insbesondere im Zusammenhang mit Rauchen ca. 40fach erhöhtes Risiko, Schwangerschaft und Wochenbett, Hormonersatztherapie in Wechsel-jahren) und v.a. bei Patienten mit aktiven Tumor-/Krebserkrankungen (>100fach erhöht).


Eine rechtzeitige Diagnose der Thrombose ist wichtig, weil dadurch meistens eine(schwere) Lungenembolie verhindert werden kann. Die Duplexsonographie ist eine schnell verfügbare und genaue Untersuchungsmethode, um eine Becken-Beinvenen-Thrombose nachzuweisen oder auszuschlissen sowie im Verlauf mögliche Folgen im Bereich der tiefen und oberflächlichen Bein-/Beckenvenen aufzuzeigen. Als Therapiemöglichkeiten bieten sich eine medikamentöse Behandlung (Blutverdünnung), die Kompressionstherapie wie auch allgemeine Verhaltensregeln an. In schweren Fällen (ausgedehnte Thrombose) muss in der Behandlung auch eine chirurgische Entfernung des Gerinnsels erwogen werden (kombinierte Lyse- und Thrombektomie).

Thrombose

Thrombose

Chronisch venöse Insuffizienz

 

 

Chronisch venöse Insuffizienz:
Spätfolge von Krampfaderleiden, Beinvenen-thrombosen

Die Kombination von Venen- und Hautveränderungen an den Beinen bei ständigem venösem Überdruck in den tiefen und/oder oberflächlichen Venen wird unter dem Begriff der „chronisch venösen Insuffizienz“ zusammengefasst. Dieses Krankheitsbild entsteht als Spätfolge von Krampfaderleiden (relative Klappeninsuffizienz, Varikosis) oder von tiefen Beinvenenthrombosen (zerstörte Venenklappen: postthrombotisches Syndrom). Bei der chronisch venösen Insuffizienz ist es wichtig, dass der Spezialist mittels Duplexsonographie und weiteren Funktionstests (VVP) das Ausmass feststellen kann, damit eine stadiengerechte Behandlung durchgeführt werden kann. Therapiemöglichkeiten bestehen in einer medikamentösen Therapie, Kompressionstherapie (elastischer Strumpf) und komplexen Entstauungsmassnahmen (Lymphdrainagen).

 

 

Chronisch venöse Insuffizienz

 

Postthrombotisches Syndrom

Wurden durch eine Thrombose viele Venenklappen im tiefen Venensystem beschädigt, kann sich als Folge ein postthrombotisches Syndrom entwickeln. Es kommt insbesondere zu Schwellungen der Knöchel/Unterschenkel und Schwere- oder Spannungsgefühl im betroffenen Bein. Unbehandelt kann das postthrombotische Syndrom zu Hautverfärbungen (bräunlich), sekundär zu einem Lymphödem und zu offenen Beinen (Ulcus) führen.

 

 

 

 

 

Venöses Ulcus cruris
(„offene Beine“)

Unter einem „offenen Bein" („Ulcus cruris") versteht man ein Geschwür des Unterschenkels, meistens des Innenknöchels, infolge Überdruck (Stau) im venösen System, das als Spätfolge von Krampfadern oder auch von Thrombosen bzw. infolge geschädigter tiefen Venen auftreten kann.

 

Zu unterscheiden sind arterielle Ulcera, welche durch mangelnde Durchblutung infolge von Arteriosklerose (Arterienverkalkung) entstehen, weshalb es manchmal sinnvoll sein kann, die arterielle Durchblutung bei venösen Leiden zu prüfen. Die Diagnose erfolgt mittels Duplexsonographie. Eine Abschätzung der Wund-heilung ist mittels transkutaner Sauerstoffmessung (tcPO2) möglich.

 

Behandelt werden Ulcera je nach Ausmass medikamentös, mittels Bandagen/Kompressionsstrümpfen einhergehend mit regelmässiger Wundpflege, speziellen Wundverbänden oder auch durch eine Venenoperation. Ist die arterielle Durchblutung ebenso beeinträchtigt, kann eine Ballonkatheter-Therapie PTA Ballonkatheter-Therapie PTA angezeigt sein, um die Wundheilung zu beschleunigen.

 

 

 

 

Phlebitiden: oberflächliche Venenentzündung
(Thrombophlebitis, Varikophlebitis)

Bei einer Thrombophlebitis kommt es zu einer lokal begrenzten Venenentzündung der oberflächlichen Venen (meistens Krampfadern) durch ein Blutgerinnsel. Es gilt auch hier, rasch mittels Duplexsonographie die Diagnose zu stellen, damit es nicht im Verlauf zu einem Fortschreiten der Erkrankung zu einer tiefen Beinvenenthrombose resp. Lungenembolie kommt.
 

 

Thrombophlebitis